14. November 2018

Die Arbeitsbedingungen der Lastwagenchauffeure im internationalen Transportwesen sind miserabel, das zeigt die in Luzern präsentierte Multimedia-Reportage «Leben in der Kabine», die im Auftrag der Alpen-Initiative realisiert wurde. Für die Alpen-Initiative ist klar: Das Lohndumping schadet nicht nur den Chauffeuren aus Osteuropa, sondern bremst auch die Verlagerung der Güter von der Strasse auf die Schiene. Sie fordert, dass die Arbeitsbedingungen der Fahrer an jene der Bahn angepasst werden. Und dass endlich strengere Kontrollen eingeführt werden, um der Ausbeutung durch Transportunternehmen Einhalt zu gebieten.

Die Arbeitsbedingungen der Lastwagenchauffeure aus Osteuropa sind prekär: Sie sind wochenlang unterwegs, übernachten in ihrer Fahrerkabine und ihr Lohn beträgt zum Teil kaum 500 Euro: Die am 13. November in Luzern präsentierte Multimedia-Reportage «Leben in der Kabine» zeigt, wie dringlich im internationalen Strassentransport Handlungsbedarf besteht. Die Journalistin Susan Boos und der Fotograf und Filmer Fabian Biasio hatten für die Alpen-Initiative Fahrer durch Europa begleitet.

«Solange die Lastwagenfahrer unter so miserablen Bedingungen arbeiten müssen und dermassen ausgebeutet werden, wird die Schiene nicht mithalten können: Der Gütertransport auf der Strasse quer durch Europa ist konkurrenzlos billig, weil die osteuropäischen Chauffeure zu Dumpinglöhnen fahren», sagte Jon Pult, der Präsident der Alpen-Initiative, an der anschliessenden Podiumsdiskussion zum Thema «Arbeitsbedingungen von Lastwagenchauffeuren im internationalen Güterverkehr – was kann und soll die Schweiz tun?». «Die Arbeitsbedingungen der Chauffeure müssen unbedingt an diejenigen auf der Schiene angepasst werden. Zudem braucht es strengere Kontrollen, um den Missbrauch durch die Transportunternehmer auf Kosten der Chauffeure und der Schiene Einhalt zu gebieten.»

«Es ist wichtig, mit Kontrollen und Bussen gegen die illegalen Machenschaften und das Lohndumping der Transportunternehmen vorzugehen. Das dient auch dem Schutz der LKW-Chauffeure», sagte Raymond Lausberg, Hauptinspektor und Leiter der Schwerlastkontrollgruppe der Autobahnpolizei in Belgien, der sich vehement für eine bessere Arbeitssituation der Fernfahrer im internationalen Transportwesen einsetzt. «Es kann nicht sein, dass die Chauffeure ihren Arbeitgebern derart ausgeliefert sind, dass sie zum Teil monatelang ununterbrochen fahren, auf Parkplätzen und Raststätten leben und die Wochenruhezeit von 45 Stunden in ihrer Kabine verbringen müssen.»

Der belgische Polizist verwies auch auf die Gefahr für die Sicherheit: «Rund 80 % der von uns kontrollierten Lastwagen fallen durch, insbesondere wegen Verstössen gegen das Arbeitsrecht oder etwa auch wegen schlecht funktionierender Bremsen.» Die Transportunternehmen seien nach EU-Recht verpflichtet, darauf zu achten, dass die Fahrer regelkonform unterwegs sind.

Die Alpen-Initiative machte mit dem Anlass in Luzern auf die miserablen Arbeitsbedingungen von Lastwagenfahrern in Europa aufmerksam. Diese Problematik ist hierzulande bisher kaum ein Thema – obwohl die Chauffeure aus Osteuropa auch durch die Schweiz fahren: Rund ein Drittel der Lastwagen auf den Schweizer Transitachsen sind heute in Osteuropa immatrikuliert.

Die Reportage finden Sie unter: https://reportage.alpeninitiative.ch/

 

Kontakt

  • Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative, 076 508 16 33
  • Raymond Lausberg, Hauptinspektor und Leiter der Schwerlastkontrollgruppe der Autobahnpolizei in Belgien, 0032 497 31 85 47