18. November 2020

Die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe LSVA ist zu günstig und schöpft den Maximalsatz nicht voll aus. Django Betschart, stv. Geschäftsleiter, erklärt, weshalb für die LSVA Kostenwahrheit unumgänglich ist und weshalb Europa eine flächendeckende Schwerverkehrsabgabe nach Schweizer Vorbild einführen soll.

mf. Django Betschart, was ist mit dem Abschluss der NEAT erreicht?
Eine leistungsfähige Flachbahn durch die Alpen zu bauen, ist eine grossartige Leistung. Schneller, umweltfreundlicher und erst noch klar mehr Transportkapazität. Mit der NEAT lässt der Güterverkehr auf der Schiene denjenigen auf der Strasse weit hinter sich. Nun braucht es aber noch flankierende Massnahmen, um die Güter wirklich auf die Schiene zu bringen.

Weshalb fahren immer noch 900’000 Lastwagen durch unsere Alpen statt der vom Volk festgesetzten 650’000?
Weil der Strassentransport nur einen Teil der enormen externen Kosten auf Umwelt, Natur und Gesundheit kompensiert. 1,36 von den insgesamt 2,36 Milliarden Franken werden von der öffentlichen Hand subventioniert. Zudem erheben die umliegenden Länder auf der Nord-Süd-Achse viel günstigere Abgaben als die Schweiz. Die oftmals mehrere Länder querende Transportkette ist für Logistiker noch immer zum Spottpreis zu haben. Kostenwahrheit in der Logistik geht anders.

Was meinen Sie mit Kostenwahrheit?
Alle direkten und indirekten Kosten, die das Transportgeschäft verursacht, müssen mit dem Transportpreis bezahlt werden. Während der Nutzen des Verkehrs grösstenteils direkt bei den Verkehrsteilnehmenden anfällt, wird ein beträchtlicher Teil der Kosten dieses Gesamtsystems mitsamt Auswirkungen nicht von den Verursacherinnen und Verursachern selbst getragen, sondern von der Gesellschaft. Mit «Kostenwahrheit» packen wir die produzierenden und transportierenden Unternehmen am Schlafittchen. Niemand soll sein Auskommen auf Kosten der Allgemeinheit bestreiten.

Auch der Schienentransport beinhaltet externe Kosten.
Ja. Aber massiv tiefere. Die Alpen sind verkehrstechnisch ein Nadelöhr auf der Transitachse Rotterdam – Genua. Anstelle eines Ausbaus des Strassennetzes hat die Schweiz mit Europa den NEAT-Bau vereinbart. Italien hat seinen Teil beigetragen. Deutschland ist den versprochenen Ausbau der Zulaufstrecke Karlsruhe Basel schuldig geblieben. Wir fordern nun einen verbindlichen Ausbauplan. Als Alternative und zur Entlastung dieses Korridors verlangen wir den Bau einer linksrheinischen Strecke.

Kommt die vorgesehene europäische Wegekostenrichtlinie sprich Eurovignette für den Güterverkehr?
Mit Ach und Krach. Die Notwendigkeit ist erkannt – auch aus Umweltgründen. Zudem fusst der Ausbau der Schienenkapazitäten für Güter auf der Nord-Südachse auf Staatsverträgen. Höhere Strassengebühren auf dem Güterkorridor kämen unseren Bemühungen entgegen, diese Güter auf die Schiene zu bringen. Gemeinsam mit unserer Dachorganisation, der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA setzen wir uns dafür ein, dass das Instrument kein zahnloser Tiger wird.