17. September 1999

Wenn die Verlagerung des alpenquerenden Verkehr schon 2007 möglich sei, so sei das Beweis, dass die NEAT am Gotthard überflüssig ist. Mit diesem Argument, das die Gotthard-Anhänger schrecken soll, wird im Parlament gegen den von der nationalrätlichen Verkehrskommission vorgeschlagenen Termin „zwei Jahre nach Eröffnung des Lötschbergbasistunnels“ gekämpft. Das Argument ist falsch: Die vom Volk beschlossene Staffelung des Bauprogramms für die NEAT (Lötschberg 2006/07, Gotthard 2013) orientiert sich an einem wachsenden Bedarf. Er betrug 1998 19 Mio. Tonnen. Bis 2007 dürften die heutigen Bergstrecken mit einer Kapazität von bis zu 35 Mio. Jahrestonnen genügen, um auch den Umwegverkehr von 6-10 Mio. Tonnen aufzunehmen. Für die folgenden Jahre ist auch die NEAT am Lötschberg nötig, welche die Kapazitäten für den alpenquerenden Schienenverkehr auf bis zu 44 Mio. Jahrestonnen erhöht. Für das Jahr 2010 rechnet der Bundesrat mit einem Bedarf von 30 bis 40 Mio. Jahrestonnen, 2020 mit 35 bis 60 Mio. Tonnen. Die NEAT am Gotthard wird somit gerade zur rechten Zeit fertiggestellt sein, um in den folgenden Jahren den weiter zunehmenden Verkehr aufnehmen zu können. Die NEAT am Gotthard, die im übrigen vom Volk zweimal beschlossen wurde und sich bereits im Bau befindet, ist aber auch ein Projekt für den schnellen Reiseverkehr durch die Alpen. In dieser Funktion kann sie vom Lötschberg nicht ersetzt werden. In diesem Licht betrachtet, verkehrt sich das Gotthard-Argument ins Gegenteil: Je rascher die Verlagerungspolitik vorangetrieben wird, desto grösser ist der Druck, den Gotthard möglichst schnell fertigzustellen. Warten wir hingegen mit griffigen Verlagerungsmassnahmen bis 2013, so könnte sich die NEAT insgesamt als Investitionsruine entpuppen.