26. Januar 2016

Eine 2. Strassenröhre am Gotthard hätte fatale Auswirkungen aufs Tessin: Zunahme der Transitlastwagen, Verkehrskollaps im südlichen Teil des Kantons, Verschlechterung der Luftqualität. Dies hat das Tessiner Nein-Komitee an einer Medienkonferenz in Bellinzona betont. Überdies würde die Baustelle für die 2. Röhre rund 220’000 Quadratmeter Fläche beanspruchen, das sind 31 Fussballfelder. Das ist ein Vielfaches von dem, was die Verladestationen für einen Verlad auf die Bahn während der Sanierung beanspruchen. Die Verladezüge mit den Autos und Lastwagen garantieren, dass das Tessin stets bestens mit dem Norden der Schweiz verbunden ist. Auch das wurde an der Medienkonferenz herausgestrichen.

Marina Carobbio, Tessiner Nationalrätin, Ärztin und Vizepräsidentin der Alpen-Initiative: «Eine kürzlich veröffentlichte Studie des ETH Spin-off Senozon hat gezeigt, dass das Tessin noch mehr Verkehr verkraften müsste und sich die Staus während der Verkehrsspitzen zusätzlich verlängern würden. Dasselbe geschieht auch in anderen Regionen der Schweiz, insbesondere würden auch die Alpenübergänge San Bernardino und Simplon mit Mehrverkehr belastet.» Für Francesco Maggi, Koordinator des WWF in der italienischen Schweiz, ist klar, dass eine 2. Röhre «den Klimaschutz untergräbt und absolut nicht in eine Zeit passt, in der sich alle Länder der Welt – auch die Schweiz – ambitiöse Klimaziele gesetzt haben».

Grosse Sorgen wegen der Verkehrszunahme haben die Menschen im südlichsten Teil des Kantons. Grazia Bianchi sprach im Namen der Organisationen SOS Mendrisiotto und Cittadini per il territorio: «Wir sind überzeugt, dass eine 2. Röhre dem Sottoceneri schadet, einer Region, die schon heute zwei Mal pro Tag, an fünf Tagen in der Woche und in jeder der 52 Wochen des Jahres von einer 25 Kilometer langen Fahrzeugkolonne erstickt wird. Ein grosser Teil davon sind Grenzgängerinnen und Grenzgänger, aber auch an die 3000 Lastwagen, die wie viele Autos durch den Gotthard fahren.»

Werner Herger, Sekretär des VCS der italienischen Schweiz, hat an die vom ASTRA im November 2014 veröffentlichte Studie zum Zustand des bestehenden Strassentunnels erinnert: «Der Tunnel kann offenbar mit viel weniger Aufwand saniert und ohne Schliessungen bis 2035 sicher betrieben werden. Das bedeutet auch, dass wir genug Zeit haben, um die Wirkung des neuen Eisenbahn-Basistunnels am Gotthard zu analysieren und die beste Lösung zu finden». Man habe jetzt die Chance, endlich die Gütertransporte von der Strasse auf die Schiene zu verlagern, so Herger.

Fabio Pedrina, Ehrenpräsident der Alpen-Initiative und alt Nationalrat aus Airolo, gab zu bedenken, dass mit den Geldern für die 2. Röhre Dinge realisiert werden können, die dem Tessin viel mehr nützen, auch in Bezug auf das Verkehrssystem und die Sicherheit. «Damit würde das Tessin attraktiver sowohl für die Einheimischen als auch für die Touristen». Und davon würden dann auch Randregionen wie die Leventina profitieren: «Auf diese Weise werden wir nicht einfach zum Transitkorridor degradiert».

Kontakt:
Fabio Pedrina, Ehrenpräsident der Alpen-Initiative und
alt Nationalrat aus Airolo, 079 249 29 42
Werner Herger, Sekretär des VCS der italienischen Schweiz, 079 463 73 99