11. September 2000

Nach wie vor ist die Mehrheit der Urnerinnen und Urner gegen eine zweite Röhre, und fast ein Fünftel wollen sich für dieses Ziel aktiv einsetzen. Das ist erfreulich. Wenn eine Minderheit von 41 Prozent eine solche befürwortet, ist dies vor allem Ausdruck der Ohnmacht gegenüber dem unkontrolliert wachsenden Verkehr und Ausdruck der Angst davor, es würden auch die kantonsinternen Verbindungen zunehmend verstopft . Dafür spricht, dass auch ein grosser Teil der Befürworter einer zweiten Röhre anerkennen, dass diese mehr Verkehr, Lärm und Luftverschmutzung bringt, der Stau nur verlagert und die Bahn konkurrenziert. Angst spricht auch aus der (trügerischen) Hoffnung auf erhöhte Sicherheit durch eine zweite Röhre. Es verrät auch eine gewisse Unsicherheit, wenn zwei Drittel der Befragten glauben, der Stau werde nur verlagert, aber fast gleichviele sich von der zweiten Röhre weniger Stau erhoffen. Ich bedaure sehr, dass die SBB es bis jetzt nicht geschafft hat, eine überzeugendes Alternativangebot auf die Beine zu stellen, um den seit der Eröffnung des Gotthardstrassentunnels anhaltenden Frequenzrückgang im Personenverkehr zu stoppen. Wenn sie nicht endlich in die Hose steigt, eine Trendwende einläutet und damit ein überzeugendes Argument gegen die zweite Röhre liefert, dürfte sie es auch nach Eröffnung der NEAT schwer haben, den verlorenen Verkehr zurückzuholen. Die gegenwärtige Diskussion um den Ölpreis sollte uns allen unsere prekäre Abhängigkeit klar machen. Der Verkehr verbraucht mehr als ein Drittel des importierten Öls. Davon werden zwei Drittel in der Freizeit verfahren. Eine Umorientierung unseres Mobilitätsverhaltens ist dringend nötig. Ergreifen wir die Chance, die uns die Ölkrise bietet!