3. September 2020

«TRANSFER NOW!»: Der Güterverkehr gehört auf die Schiene – spätestens jetzt! Die Alpen-Initiative stellt heute mit einer Aktion am Ceneri-Nordportal im Verbund mit der internationalen Alpenschutzkommission CIPRA eine klare Forderung: Die Schweiz muss resoluter durchgreifen, um das aktuell rechtswidrige Transitaufkommen von Lastwagen in den Alpen zu beenden. Die heute im Tessin versammelten europäischen Verkehrsminister sind gefordert, die bevorstehende Beratung über die Einführung einer gesamteuropäischen Wegekostenrichtlinie nach dem Vorbild der LSVA griffig und ohne Verwässerung zu gestalten. Ausreden gibt es nun definitiv keine mehr. Die NEAT, Europas Herzstück des Güterverkehrs auf der Schiene, ist fertig gestellt. Europas Verkehrsminister müssen nun über die Landesgrenzen hinaus zusammenarbeiten und gemeinsam Anreize für die Nutzung der neuen Transportkapazitäten schaffen.

Der flache, unterirdische Korridor durch Gotthard, Ceneri und Lötschberg ist erstellt. Beflügelt durch den Wahlspruch «Güter auf die Schiene» und die in der Verfassung verankerte transitverkehrbegrenzende Alpen-Initiative hat die Schweiz 24 Milliarden Franken in den Berg verbaut. Die Fertigstellung des Ceneri-Basistunnels und damit der Neuen Alpentransversalen NEAT bedeutet ein Quantensprung im alpenquerenden Bahntransport. Die Transportgeschwindigkeiten und -kapazitäten steigen mit der durchgehenden Flachbahn massiv an. Der neu realisierte 4-Meter-Korridor für Sattelauflieger schafft neue Möglichkeiten. Eine Jahrhundertleistung für den Schutz der Lebensqualität und der Natur in den Schweizer Alpen aber auch für einen effizienten Gütertransport in Europa.

Gesamteuropäisch einheitliche Schwerverkehrsabgabe
«Die Hardware ist erstellt, jetzt muss die Politik die Software dazu aufdatieren», erklärt Präsident Jon Pult anlässlich der Aktion der Alpen-Initiative am Nordportal des Ceneri. «TRANSFER NOW»: Sujet und Botschaft des bereits 1996 im Rahmen einer Autobahnsperre hinter Wassen (UR) verwendeten Transparents sprechen eine deutliche Sprache: Der Güterverkehr gehört auf die Schiene – spätestens jetzt! Noch immer rollen jedes Jahr 900’000 Lastwagen durch die Schweizer Alpen. Nach dem Willen der Stimmbürgerinnen und -bürger dürften es schon seit 2018 nicht mehr als 650’000 sein. «Das aktuelle Lastwagenaufkommen durch unsere Alpen ist rechtswidrig, das lässt sich nicht beschönigen», hält Jon Pult fest. Es braucht in der Schweiz eine Revision der LSVA, um bisher nicht einberechnete externe Kosten und ein Klima-Element mit einzubeziehen. Für den definitiven Erfolg der Verlagerungspolitik braucht es aber auch Fortschritte auf europäischer Ebene. Logistikunternehmen in ganz Europa berücksichtigen in ihren Kostenabwägungen die Auflagen aller zu durchfahrenden Länder. Jon Pult betont: «Europas Verkehrsminister müssen mit der neuen gesamteuropäischen Wegekostenrichtlinie endlich Kostenwahrheit auf der Strasse schaffen. Bestehende Insellösungen müssen vereinheitlicht werden, Abgaben sind verursachergerecht und damit deutlich teurer auszugestalten. So wie das die Europäische Kommission und das Europäische Parlament vorgeschlagen haben. Dies stärkt den Schienentransport durch die Schweiz und den ganzen Alpenbogen nachhaltig.»

Kostenwahrheit ohne Schlupflöcher schaffen
Dass der Strassenverkehr mit alternativen Antrieben von dieser Abgabe befreit werden soll, ist aus Sicht von Alpen-Initiative und CIPRA nicht akzeptabel und widerspricht dem Verursacherprinzip. Auch CO2-freie Fahrzeuge verursachen Lärm-, Stau- und Infrastrukturkosten.
Die Verkehrsminister der umliegenden Länder sind über die Schaffung einer ehrgeizigen Wegekostenrichtlinie hinaus gefordert, leistungsfähige Zufahrtsstrecke zur Schweizer Alpentransversalen zu schaffen. Zudem sind die Richtlinien für den kombinierten Verkehr fortschrittlich weiterzuentwickeln. Die Schweiz hat mit dem Bau der NEAT viel geleistet. Nun sind auch die Nachbarstaaten gefordert.

Weitere Informationen:

Positionspapier von CIPRA und iMONITRAF!

Fotos

Fotos der Aktion Transfer Now der Alpen-Initiative zur freien Verfügung, Quellenangabe: Alpen-Initiative / Tipress.ch.

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